Was braucht man?
Verschiedene Menschen –
verschiedene Ansichten. In diesem
Kapitel soll nun die andere Seite der Schuldentilgung behandelt werden.
Die
unfeine Art, Schulden einfach zu vergessen. Es wäre auch weltfremd, so
zu tun,
als gäbe es sie nicht. Es gibt sie tatsächlich, die Menschen, die ihre
Schulden
einfach nicht zurückzahlen – und zwar gar nicht so selten.
Und sie sind nicht
allein. Sie sind sogar in „guter“
Gesellschaft: Ganze Staaten verschulden sich so lange, bis sie
zahlungsunfähig
sind, so dass den Gläubigerstaaten und den Gläubigerbanken nichts
Anderes übrig
bleibt, als einen ganz offiziellen Schuldenerlass zu vereinbaren (und
alles
geht wieder von vorne los?).
Oder man denke nur an die
nie enden wollende Serie von
Pleiten, die Firmen hinlegen und dabei auch Aber-Milliarden vernichten:
Neue
Heimat, Dr. Jürgen Schneider AG, Flowtex, Balsam, Barings Bank
(Großbritannien), Enron (USA), Banco Ambrosiano (Italien), oder die
Mega-Pleite
schlechthin, die globale Bankenpleite in 2009. Wie oft ist da
Wirtschaftskriminalität im Spiel?!
Schuldner sind ein
Spiegel der Gesellschaft: Die Palette
reicht von den ehrlichen Rückzahlern, über die cleveren
Kompromiss-Aushandler
bis zu den stillen Abtauchern. Letztere sehen wir uns jetzt einmal
näher an:
- Wie geht Herr
Schulden-Drückeberger vor?
- Was sind seine Methoden?
- Welche Tricks wendet er
an?
- Welche Konsequenzen hat
dies?
- Verstößt er gegen Gesetze?
- Oder nutzt er die
bestehenden nur aus?
Ist Herr
Schulden-Drückeberger unmoralisch?
Nein,
meint er. Er handele nicht aus niederen Beweggründen
(das tun wohl nur die, die sich in betrügerischer Absicht Geld liehen).
Gut
möglich, dass er ein Opfer des Systems geworden ist: Scheidung,
Arbeitslosigkeit oder Krankheit können seine plausiblen Gründe sein.
Menschen wie er sind oft hilflos in einer komplizierten
Paragraphenwelt oder so hoffnungslos, dass sie nicht mehr an bessere
Bedingungen hierzulande glauben. Oder deprimiert. Oder frustriert. Oder
sie
wünschen sich einfach nur ein leichteres, sorgenfreieres Leben mit
weniger
Kälte, Hektik und Gängelung. Oder es ist ihre ganz persönliche Rache an
einem
System, das immer mehr Leistung fordert, aber immer weniger
Menschlichkeit
hervorbringt.
Auf jeden
Fall sind sie für sich zum Schluss gekommen, dass sie einen guten Grund
haben,
Schulden Schulden sein zu lassen. Ich will und kann dies hier an dieser
Stelle
moralisch nicht bewerten. Es ist einfach ihre Sache. Beschränken wir
uns auf
die Vorgehensweisen:
Was braucht man also?
Herr
Schulden-Drückeberger doziert, dass man zunächst einmal
wissen sollte, dass eine Geld-Forderung wahrlich nicht immer in voller
Höhe
ausgeglichen werden muss. Es sind immer Skonti, Rabatte, Nachlässe und
Vergleiche möglich. Fast immer und überall. Es hat eine Weile
gebraucht, bis er
das erkannt hat. Vor allem als er jung und unerfahren war, wurde er oft
übervorteilt. Es hat eine Weile gedauert, bis er das erkannte und noch
einmal
eine Weile, bis er seine Hemmungen ablegte.
Was man sonst noch
braucht? Zunächst einen kühlen Kopf, sagt
Herr Schulden-Drückeberger. Immer cool bleiben. Sich nicht aus der Ruhe
bringen
lassen.
Des Weiteren gute Nerven.
Wissen, was man will.
Entschlossenheit
durchzusetzen, was man will.
Optimistisch sein (etwa
wie Theodor Fontane meinte: „Ein
Optimist bestellt ein Dutzend Austern, in der Hoffnung, sie mit der
Perle, die
er darin findet, bezahlen zu können“.)
Und gute Ratgeber, in
Form von Büchern, Internet,
Medienberichten und solche aus Fleisch und Blut. Gerade am Anfang sehr
wichtig.
Also alles Dinge, die man
sich mit etwas Praxis aneignen
kann, wenn sie einem nicht schon in die Wiege gelegt wurden.
Herrn
Schulden-Drückebergers Philosophie lässt sich ungefähr
so ausdrücken:
Geld kommt immer
irgendwie rein.
Das Problem der meisten Leute ist,
dass sie zuviel davon wieder hergeben.
Er dagegen ist so klug, möglichst
wenig davon auszugeben.
Warum sollte er von seiner Klugheit
nicht Gebrauch machen?
Gibt es ein Gesetz, das Klugheit
verbietet?
Noch
eins ist wichtig: Herr Schulden-Drückeberger
hat sich „rechtlich eingerichtet“.
Ein Sprachgebrauch, der unter Schuldenprofis so viel heißt wie:
Rechtlich
gehört ihm nichts (trotzdem fehlt es ihm aber an nichts!): Haus,
Einrichtung,
Geschäft, Auto, Konten und und und laufen unter einem anderen Namen.
Herr
Schulden-Drückeberger darf sie nur mitbenutzen.
Mit einem Treuhandvertrag
z.B. kann man die
Besitzverhältnisse nach außen wie gewünscht darstellen, hat nach innen
aber
faktisch die Kontrolle (über eine Firma etwa). Rechtsanwälte und Notare
können
das juristisch einwandfrei formulieren.
Eine
zusätzliche Sicherheitsbindung wäre die Abtretung des Treuhandvertrages
an eine
dritte Person…
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Die 6-Stufen-Taktik

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